Dienstag, 10. März 2015

NRF


Ein deutscher Beitrag zu einem schnellen Eingreifverband in Größe eines verstärkten Bataillons klingt sehr nach Vorausabteilung, und das muss dann wohl eindrucksvoll schnell sein?!

Tatsächlich soll das mit seinen Materialfehlbeständen* in die Schlagzeilen geratene Panzergrenadierbataillon 371 wohl nur binnen fünf Tagen abmarschbereit sein.

Also "fünf Tage" - unter so etwas stelle ich mir eher das gesamte Feldheer als ein einziges Bataillon vor.

Mal zum Vergleich: Gen. Shinseki hatte für die Stryker Brigaden anno 1999 als Ziel ausgegeben, dass die erste Brigade binnen vier Tagen einsatzklar ist - irgendwo, also ggf. auch am anderen Ende der Welt. Einsatzklar, nicht bloß abmarschbereit!

Die Bundeswehr des Kalten Krieges musste vollständig binnen Tagen, in wesentlichen Teilen gar binnen Stunden gefechtsklar sein und diesen Zustand jahrzehntelang durchhalten.

Das Feldheer der NVA der DDR hat bei Alarmen einen Großteil ihres Personals und Materials binnen weniger als einer Stunde vom Kasernenhof runter gehabt.


Eigentlich verdient jeder Offizielle, der in Bezug auf das Panzergrenadierbataillon 371 bzw. der NRF von einem "schnellen" Eingreifverband spricht, direkt eine Ohrfeige.
In fünf Tagen hätten selbst die schwachen Heereskräfte der Russen nicht nur das Baltikum, sondern gleich auch noch Polen überrannt - und dann endlich stünde laut Planung ein deutsches Bataillon zum Abmarsch bereit?

So sieht Bündnisverteidigung und Abschreckung nicht aus. So sieht keine Rechtfertigung für einen Bundeswehretat um die 30 Milliarden Euro aus.

Was wir brauchen ist ein Einheizer-Bundesverteidigungsminister, einer, der den Verein auf Tempo bringt und wenig Toleranz für jedweges Versagen von Berufsoffizieren besitzt. Wir brauchen keine Karrierepolitiker in dem Amt, sondern jemand, der schon vorher weiß, was radikal verändert werden muss und wie man solche Änderungen durchsetzt, jeden Widerstand dagegen bricht.
Soldaten, die auch über die zur Abwechslung mal sinnhaften Reformen noch wegen Planungsunsicherheit und Änderungen jammern, sollten direkt zum neugeschaffenen zweiwöchigen Lehrgang "500 m Hindernisbahn und nichts Anderes" abkommandiert werden.


Im Übrigen sollte es nicht Wochen dauern, um die fehlende Ausrüstung herbeizukannibalisieren von anderen Verbänden. Wenn man mir entsprechende Autorität und zwei Gefreite gäbe hätte ich das Zeug binnen drei Tagen beisammen, weil einfach per Anruf und Fernschreiben der Befehl zum Transport der entsprechenden Geräte binnen 24 Stunden per eigenem LKW zum Zielort erteilt würde. Wer dabei nicht spurt dem würden nach Befehlswiederholung unverzüglich die Feldjäger geschickt, einschließlich Disziplinarverfahren (§20 WStG).
Einem Offizier, der mir als Dienstherrn ein Zusammenklauben der Ausrüstung erst bis zum 7.4.2015 melden würde, den würde ich direkt wegen erwiesener Unfähigkeit feuern (ggf. einschließlich aller seiner direkten Vorgesetzten). Wenn man schon kannibalisiert, dann wenigstens nicht im Schneckentempo!

S O

*: Interessanter wäre der Personalfehlbestand bei unangekündigter Alarmübung. Wieviel vom Personal wäre dann voll ausgebildet und wirklich abmarschbereit? 60%? 70%? 80?
Ohne von vornherein vorgesehene Personalstellen für "Überzählige" (wie es sie z.B. noch in früheren Jahrhunderten gab) sind selbst 90% in der Praxis kaum zu erreichen!

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