Donnerstag, 2. April 2015

Zur G36 Debatte ein kleiner Beitrag


Das G36 Sturmgewehr hat es wieder mal in die Medien geschafft als kleiner Bundeswehr-Skandal. Wieder geht es um die Leistung wenn es heiß (also zumeist heißgeschossen) ist.

Nun, die diesbezüglichen Grenzen des Entwurfs sind wohl schon von Anfang an bekannt und der Grund, warum die LMG 36 (leichtes Maschinengewehr / "automatic rifle") Variante nie beschafft wurde.

Was all den "Universaldilettanten"* der Presse entgeht: Der hauptsächliche Mangel des Gewehrs ist ein ganz Anderer:

Man hielt sich für ganz fortschrittlich beim Visierentwurf in den frühen 90ern. Ein modisches Leuchtpunktvisier für den Nahbereich + ein klasssiches Zielfernrohr aber ganz kompakt für die größeren Distanzen. Und Beides übereinander, sowie auf praktisch jedem G36 außer z.B. ein paar KSK Kleinserienstücken. So etwas fordert Kompromisse.

Heraus kamen ein eher schlechtes Leuchtpunktvisier und ein eher schlechtes Zielfernrohr - und zwar fest montiert. Währenddessen ging im Rest der Welt die Entwicklung weiter mit Picatinny-Schienen (1995) zur Montage maßgeschneiderter Visiere, Laserpointer etc. 20 Jahre später gibt es ganz erheblich viel bessere Visiere für all die Picatinny-Schienen-Waffen - und keine davon verwendbar beim Gros der G36**. Dabei war nicht die Waffe an sich, sondern eben all diese Accessoires der Gegenstand des Fortschritts in diesem Zeitraum.

Des Weiteren ist das Leuchtpunktvisier über dem Zielfernrohr, also unnötig hoch. Das erhöht die Silhouette des Schützen UND den Schwerpunkt der Waffe bei vor dem Visier montiertem Bildverstärker (Restlichtverstärker). Voll ausgestattet mit Nachtsichtoptik usw. wird das G36 schon mal "Turmbau zu Babel" genannt.

Was man im Feldheer braucht ist weniger eine Waffe, die nach 100 Schuss in kurzer Folge noch taufrisch ist als ein Gewehr nach modernem Standard, vorzugsweise mit NATO-Schienen samt standardisierter Stromversorgung (damit nicht jedes Accessoire seine eigenen Batterien braucht). Man kann natürlich auch über einen vom Waffenwart auswechselbaren Lauf nachdenken, was das Nachrüsten eines schwereren, hitzebeständigeren Laufes ermöglicht. Dazu weniger Probleme mit dem Kunststoff und fertig.

Aber die Visierung ist der Hauptkritikpunkt meiner Meinung nach, und das kriegt die auf formelle Beschwerden fixierte Presse nicht mit.

S O

*: O-Ton ein Chefredakteuer einer angesehenen Zeitung in kleinem Kreis
*: Es gibt Versionen mit Picatinny Schienen (insb. die Kurzversion G36C) und die normalen G36 können auch Nachtsichtvisiere (BiV) hoch oben am Bügel montieren. Die normale G36 Version ist jedoch in keiner Weise vergleichbar z.B. mit dem M4 Karabinersstem.

edit: Im Sinne der Klarheit präziser formuliert.

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