Dienstag, 1. September 2015

"ein sehr unschönes Bild" (Personalangelegenheiten)


Aus einem alten Buch (eine Fußnote in "Gefechtsfeld Mitteleuropa", F. Uhle-Wettler):

1978 befahl einer unserer höchsten Vorgesetzten, ihm das Personal einer typischen Kompanie sichtbar vorzustellen (Berufssoldaten, Zeitsoldaten, Wehrpflichtige, heimatfern Einberufene usw.). Hierzu wurde an einem willkürlich gewählten Stichtag bei allen Panzerkompanien einer Panzerbrigade der Unterschied zwischen der Papier- und der tatsächlichen Ausbildungsstärke festgestellt. Im Durchschnitt der Kompanien hatten am Stichtag weit mehr als 30 Soldaten bei der Ausbilung gefehlt. Bei der dem Vorgesetzten als typisch vorgestellten Kompanie fehlten: 4 Soldaten Fahrschule, 3 Soldaten Wache, 3 Soldaten durch Arzt vom Außendienst befreit, 2 Soldaten neukrank, 2 Soldaten Resturlaub vor der Entlassung, 2 Soldaten Unteroffizier-Grundlehrgang, 2 Soldaten UvD/GvD, 2 Unteroffiziere Ausbildung bei der Unteroffizier-Vorausbildung, 2 Unteroffiziere Urlaub und schließlich je ein Soldat Offizierslehrgang B, Teilnehmer Unteroffizier-Vorausbildung, Teilnehmer Unteroffizier-Aufbaulehrgang, Teilnehmer Informationstagung für Unteroffiziere, Fahrlehrer in der Bataillons-Fahrschule, abkommandiert zum Nachholen einer ATN, wegen Unfallverletzung zur 1. Kompanie kommandiert, zu Hause auf Entlassung aus gesundheitlichen Gründen wartend und schließlich noch ein Soldat in Untersuchungshaft. Am Schluß der Vorführung befahl der Kompaniechef denjenigen Soldaten, die am Stichtag zur Ausbildung zur Verfügung gewesen waren, an die Panzer wegzutreten. Es ergab sich ein sehr unschönes Bild, denn keiner der Panzer hatte eine komplette Besatzung. Dabei ist in den Panzerkompanien die Lage noch verhältnismäßig günstig, da die Panzerkompanie zwei Besatzungen mehr als Panzer hat (...).

Heutzutage hat sich - nicht zuletzt wegen Ende der Wehrpflicht und der Streitkräftebasis - Einiges geändert, andererseits ist aber auch die Bedrohungslage nahezu völlig verschwunden und somit die gefühlte Notwendigkeit eienr ständig hohen Einsatzbereitschaft.

S O

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